Die Roboter kommen

Vor fünf Jahren begann die Geschichte der Roboter-Analysten. Die ersten computer-generierten Analysen und Textbeiträge erschienen 2010 und seitdem überschwemmen sie die Webseiten nicht nur der Finanzportale. Tag für Tag produziert die Finanzindustrie seit 2013 Millionen von Wörtern um Anleger anzuregen, ihre Aktien, Fonds, ETFs und so weiter zu kaufen.
Analysen und Finanzreporte zu erstellen bedeutet jede Menge Arbeit. Man steckt viel Zeit und Hirnschmalz hinein, um am Ende eine oder mehrere Seiten Fakten zu haben, mit denen man einen Anleger überzeugen kann, eine bestimmte Aktie zu kaufen. Für solide Werte für ernsthafte Investoren mag sich das ja lohnen. Aber die Gauner unter den Analysten wollen natürlich möglichst viel Geld mit möglichst wenig Aufwand verdienen. So werden wohl vor allem die Penny-Stock-Verkäufer verstärkt Roboter nutzen, die ihnen die mühselige Arbeit des Recherchierens abnehmen.
Roboter machen das, was sie am besten können: Informationen sammeln und in ihren Datenbanken speichern. Und das machen sie sehr kostengünstig. Setzt man dann noch Künstliche Intelligenz (oder AI wie Artificial Intelligence) ein, die alle Daten analysieren kann, ist die Ausgabe fast schon ein Kinderspiel. Die Maschinen machen also nichts anderes als ihre menschlichen „Kollegen“ auch, nur viel schneller und kostengünstiger.
Es ist natürlich bestechend, die wichtigsten Informationen von Maschinen finden, sie in Beziehung zu anderen zu setzen und damit relevante Zusammenhänge erkennen zu lassen. Und das auch noch mit einem Affenzahn. Aber kann man diesen Analysen trauen? Die Banken und Finanzdienstleister bejahen diese Frage. Aber ich hab da so meine Zweifel. Einen Roboter für falsche Analysen zu programmieren dürfte einfacher sein als einen menschlichen Analysten zu diesem Zweck zu korrumpieren.
Für Investoren heisst es aufpassen, will man nicht all sein mühsam verdientes Geld wieder verlieren. Eigene Recherchen sind also Pflicht. Denn wer kann heutzutage schon sagen, ob eine Analyse inzwischen von einem menschlichen Analysten kommt oder von einem mit gewissen Hintergrund-Absichten programmierter Roboter?
Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, glaubt man der britischen Beratungsfirma Jomati Consultants. In ihrem „Civilisation 2030“-Report sagen sie vorher, dass die Künstliche Intelligenz in Zukunft alle Arbeitsplätze in der Informationsverarbeitung ersetzen wird. Roboter mit künstlicher Intelligenz könnten zukünftig alle Arbeiten mit einer systematischen Komponente in der Informationsverarbeitung übernehmen. Auch Arbeitsplätze in Rechtsanwalts-Kanzleien und bei Steuerberatern sind damit in Gefahr. Was bisher mühselig von Hand an Informationen zusammengetragen wurde, erledigen die Roboter im Handumdrehen.
Eine „schöne neue Welt“? Im Jahre 1932 beschreibt Aldous Huxley eine Gesellschaft, in der zumindest ich nicht leben möchte. Die Menschen sind in Kasten eingeteilt und durch Konsum, Sex und die Droge Soma auf permanente Befriedigung ihrer Bedürfnisse konditioniert. Kritisches Denken und Hinterfragen der Weltordnung sind nicht erwünscht. Alpha-Plus-Menschen und Kontrolleure bilden die Regierung, die Stabilität, Frieden und Freiheit(!) gewährleisten soll. Ein empfehlenswertes Buch übrigens, das mich fatal an die derzeitige technologische Entwicklung erinnert. Da bekomme ich Gänsehaut und meine Haare stellen sich auf. Die technologische Entwicklung allerdings wird das nicht aufhalten.