Versicherung auf dem Holzweg

Am Rande der gestrigen Bilanzvorlage in Hannover war zu erfahren, dass die Talanx Versicherung nichts von Bargeld halte. Eine „Spielerei“ sei es, meinte Vorstandschef Herbert Haas und fragte, ob man für Schadenzahlungen dann zum Tresor fahren und Geld rausholen wolle. Im Gegensatz dazu setzt die Munich Re, der weltgrößte Rückversicherer, auf Bargeld. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard wolle das mal testen, sagte er, um dem von Banken an Kunden mit größeren Guthaben durchgereichten Negativzins zu entgehen. Die Meinungen gehen also bei den Betroffenen auseinander. Dabei sollten doch gerade die Versicherungen wissen, wie man mit Risiken umgeht: man versucht, sie zu vermeiden.

Auch Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken denken schon seit längerem darüber nach, eingezahlte Kundengelder selbst zu lagern statt sie bei der EZB einzuzahlen. Der schöne Plan der EZB, durch die Negativzinsen die Kreditvergabe anzukurbeln, scheint nicht so ganz aufzugehen. Die Experten der EZB sollten doch wissen, dass der europaweite Investitionsstau nicht an mangelndem Geld liegt. Die Unternehmen fragen keine Kredite nach, weil sie nicht wissen, ob sie sie aus den Erlösen der damit getätigten Investitionen wieder zurückzahlen können.

Es ist das tiefsitzende Misstrauen der Zivilbevölkerung und der Wirtschaft gegenüber der europäischen Finanz- und Schuldenpolitik, das diese Zurückhaltung fördert. Die „Krankheit“ Euro kuriert man nicht, indem man an den Symptomen herumdoktert. Gesund wird man wieder, imdem man die Krankheitsursachen beseitigt und damit den Organismus heilt.

Es ist nur allzu offensichtlich, dass man das Bargeld abschaffen will, um dem Bürger die letzte Möglichkeit zu nehmen, einem Negativzins nicht alternativlos ausgeliefert zu sein. Eine bessere Bekämpfung von Geldwäsche, Schwarzarbeit und Drogenkriminalität ist nur ein vorgeschobener Grund, der die Ängste der Bevölkerung trefflich zu nutzen weiss. Denn die Gauner haben längst andere Wege gefunden, ihre Geldgeschäfte rund um den Globus ungestört weiterlaufen zu lassen.

Alle Versuche des politisch-finanziellen Komplexes, das Finanzsystem zu kontrollieren und dessen Nutzer durch Bargeldbeschränkung oder -verbot in Beugehaft zu nehmen, werden unweigerlich scheitern. Mit Bargeld spielt man nicht.

Ändert sich unsere Einstellung zum Bargeld?

Quelle: Statista

Deutsche Finanzexperten sehen einer BITKOM-Umfrage zufolge das Smartphone als Zahlungsmittel in zehn Jahren vor dem Bargeld. Lediglich EC- und Kreditkartenzahlung werden nach Einschätzung der 102 befragten Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder von Finanzunternehmen auch dann noch vor der Zahlung per Smartphone liegen. Aus heutiger Perspektive klingt diese Einschätzung regelrecht nach Science Fiction. Bargeld spielt im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland eine überdurchschnittlich große Rolle. Der vor über einem Jahr vorgestellte Smartphone-Bezahldienst Apple Pay beispielsweise ist hierzulande bis heute nicht verfügbar. Zu groß ist offenbar die Skepsis bei Banken und Händlern, sich auf Apples Bedingungen einzulassen.

Der neue 20-Euro-Schein ist da

Die neue 20-€-Banknote, die dritte der Europa-Serie, wird heute in Umlauf gebracht. Sie verfügt über ein aktualisiertes Design und kräftigere Farben. Zudem enthält sie ein neuartiges Sicherheitsmerkmal: ein „Porträt-Fenster“ am oberen Rand des Hologramms, das bei Betrachtung gegen das Licht durchsichtig wird. Im Fenster erscheint ein Porträt der Europa, einer Gestalt aus der griechischen Mythologie, das von beiden Seiten der Banknote zu erkennen ist. Dasselbe Porträt ist auch im Wasserzeichen zu sehen. Darüber hinaus enthält der Schein eine Smaragd-Zahl, auf der sich beim Kippen der Banknote ein Lichtbalken auf und ab
bewegt – ebenso wie bei der 5-€- und der 10-€-Banknote der Europa-Serie.
Das Video „Entdecken Sie die neue 20-€-Banknote“, das in 23 Amtssprachen der EU verfügbar ist, enthält weitere Informationen zum neuen Geldschein und wie er sich prüfen lässt. Es ist eines von mehreren Videos zum Thema Bargeld, die auf der Website www.neue-euro-banknoten.eu abrufbar sind. Diese Website bietet auch andere Möglichkeiten, mehr über die Banknoten zu erfahren, wie zum Beispiel die „Euro Cash Academy“.
Die 20-€-Banknoten der ersten Serie bleiben gesetzliches Zahlungsmittel. Sie sind weiterhin neben den neuen Geldscheinen im Umlauf, werden aber nach und nach aus dem Verkehr gezogen.
(Quelle: Deutsche Bundesbank)

Bank Of America empfiehlt Gold – wie bitte?

Kaum zu glauben: Die Bank Of America (BoA) sieht laut Bloomberg die Finanzmärkte im Zwielicht und empfiehlt Bargeld und Gold.
Was steckt dahinter? Gerade wenn Banken eine derartige Empfehlung herausgeben, ist man gut beraten, erst einmal misstrauisch zu sein. Warum machen die das wohl? Weil sie unser Wohl im Auge haben? Weil sie unser Vermögen schützen wollen? Wohl kaum. Eine Bank – noch dazu eine international tätige Investmentbank – hat heutzutage nur ihr eigenes Wohl im Auge.
Die Bank warnt vor Marktturbulenzen in der geldpolitischen Übergangsphase zwischen Nullzins und ein bisschen Zins. Darüber wird Mitte Dezember von der Federal Reserve entschieden.
Nach den letzten Statistiken zum US-Arbeitsmarkt ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass erstmals seit Jahren wieder eine – wenn auch winzige – Zinserhöhung kommen wird. Hat die Nullzins-Politik zu einem rasanten Aufschwung des Aktienmarktes geführt, fürchten viele Analysten jetzt das genaue Gegenteil. Dabei ist doch der Grund dafür genauso wichtig, wie die Tatsache einer Erhöhung an sich. Arbeitsmarkt und Konsum entwickeln sich – angeblich – prächtig. Das sollte doch optimistisch stimmen. Aber Investoren und Spekulanten denken anders. Deshalb ist die bestehende Melange aus extremer Liquidität, zu erwartenden Profiten und technischen Reaktionen nicht ungefährlich.
Oberflächlich gesehen ist die Begründung schlüssig. Dazu kommen, so die BoA, zwei auffällige Entwicklungen: die Investoren äusserten sich zwar optimistisch, hielten aber hohe Geldbestände und warten ab. Sie ziehen Gelder aus Aktienfonds ab, während die US-Aktienkurse sich auf Rekordhöhe befinden.
Bargeld vorzuhalten, um nach einem Einbruch auf tieferem Niveau wieder einzukaufen, macht durchaus Sinn. Aber warum Gold? In den Augen von Investoren bringt Gold keine Zinsen, während aber doch gleichzeitig eine Zinserhöhung in den USA erwartet wird, also eigentlich schlecht für Gold. Und Gold wurde in den letzten Monaten und Jahren immer weniger Wert (siehe Chart). Warum also Gold?
Vielleicht hat es damit zu tun, dass sich in den letzten Monaten die Banken das Gold schlechtgeredet und verteufelt, gleichzeitig aber ihre eigenen Goldbestände erhöht haben? Ein Blick in die Bücher der COMEX zeigt, dass die Banken die letzten Monate genutzt haben, um ihr Papiergold und -silber (ETFs, Zertifikate, etc.) verkauft und dafür physisches Gold und Silber gekauft haben – linke Tasche, rechte Tasche. Der Preis hat sich trotz höherer Nachfrage nach physischem Gold nicht erhöht, weil gleichzeitig Papiergold verkauft wurde. Ein geradezu klassisches Beispiel für eine Flucht aus dem schlechten Geld in das gute Geld. Jetzt sitzt man auf hohen Goldbeständen und wartet in aller Ruhe steigende Preise ab. Oder versucht, die Sache zu beschleunigen.
Wie auch immer. Die Zeiten werden turbulenter und man sollte sehr aufmerksam und vorsichtig sein. Bargeld und Gold sind so schlechte Möglichkeiten nicht, eventuelle Krisen zu überstehen – unabhängig davon, dass möglicherweise ein ganz anderer Grund hinter dieser Bankempfehlung steckt. Allerdings würde ich den Rat noch um etwas ergänzen: Cryptogeld.

Millennials und das Geld

 

Bei VisualCapitalist gibt es eine interessante Grafik zum Verhältnis der Millennials zum Geld.
Als Millennials bezeichnet man die Generation, die zwischen etwa 1977 und 1998 geboren sind, ihre Teenager-Jahre also von 1990 bis 2010 erlebten. Die auch als Generation Y bezeichnete Altersgruppe gilt als vergleichsweise gut ausgebildet und zeichnet sich durch eine technologieaffine Lebensweise aus. Statt Status und Prestige stehen Freude an der Arbeit und die Sinnsuche im Mittelpunkt ihres Lebens. Die Millennials sind optimistisch, selbstbewusst und haben wenig Vertrauen in die Regierung. Die Bewegung „Occupy Wall Street“ ist ein beredtes Zeichen dafür.
Zum Geld hat diese Generation ein ambivalentes bis praktisches Verhältnis:
Investieren
87% trauen sich zu, Investment-Entscheidungen selbst zu treffen
60% misstrauen dem Finanzmarkt
70% halten ihre Ersparnisse und Investments in bar
46% glauben, investieren ist viel zu „riskant“
Geldgeschäfte
40% würden nicht mehr bar zahlen, wenn man immer und überall unbar zahlen kann
48% kennen ihre Kreditwürdigkeit
49% würden in Betracht ziehen, Finanzdienste von Apple oder Google zu nutzen
37% trauen sich zu, ihre Schulden selbst zu handhaben
(Quelle: VisualCapitalist)
Die Ergebnisse dieser Statistik beziehen sich auf die USA, haben also für Deutschland oder Europa nur bedingte Gültigkeit. Gerade was die Verwendung von Bargeld gegenüber Kreditkarten oder anderer unbarer Zahlungsweise angeht, sprechen sich mehr als dreiviertel aller Deutschen für das Bargeld aus.

Stoppt das Bargeld-Verbot

Timm Kloevekorn (Leiter Onlinemarketing des FID Verlags) hat eine Volkspetition gegen das drohende Bargeld-Verbot gestartet.
Geht man von seinem Tätigkeitsbereich aus, dann mag diese Petition nur ein genialer Marketing-Trick sein, um mehr Kunden zu gewinnen. Immerhin gehört die Domain dem FID Verlag. Nun, das ist durchaus legitim. Und wenn er dabei noch einen wichtigen, drohenden Einschnitt in unsere persönliche Freiheit abzuwenden versucht, ist das nur zu begrüssen.
Hier die Begründung der Petition: „Das Bargeldverbot droht: Lassen Sie sich nicht Ihre Konsumentenrechte nehmen und zu einer gläsernen Marionette des Finanzstaates machen. Stimmen Sie jetzt gegen eine klammheimliche Auflösung unserer bürgerlichen Freiheit!“
Ich will damit keine Werbung für den FID Verlag machen, aber ich finde, da sollten alle freiheitsliebenden demokratisch gesinnten Bürger mitmachen.
Es muss doch nicht immer gleich ein Verbot sein. Verbote sind immer parteiisch und tendenziös. Wenn etwas für eine Interessengruppe verboten ist, dann profitiert eine andere Interessengruppe davon. Die Banken sagen, der Zahlungsverkehr wird einfacher und billiger ohne Bargeld. Der Einzelhandel sagt, das Bezahlen an der Kasse geht schneller. Die Regierung sagt, dadurch wird die Kriminalität bekämpft und Steuerhinterziehung verhindert. Was keiner sagt ist, mein Konsum und mein Zahlungsverhalten werden Teil des Big Data und ich werde absolut durchsichtig für bestimmte Interessengruppen. Profiler beschäftigen sich mit mir und meine persönliche Freiheit wird mir genommen, weil mir immer jemand beim Kauf über die Schulter schaut. Die Stasi lässt grüssen … wehret den Anfängen.
Und ich mag es nicht, per se kriminalisiert zu werden, nur weil ich es vorziehe mit Bargeld zu zahlen. Ich arbeite hart für mein Geld und zahle meine Steuern. Was ich mit meinem Geld anfange, ist einzig und allein meine Sache, solange ich nicht gegen geltendes Recht verstosse. Die Regierung hat nicht das Recht, die gesamte Bevölkerung unter Generalverdacht zu stellen, nur um den Strafverfolgungsbehörden die Arbeit zu erleichtern. Für deren Arbeit gibt es ausreichend Gesetze, die nur konsequent angewendet werden müssen. In der Güterabwägung muss die Freiheit des Einzelnen stets vor dem anlasslosen Zugriff der Justiz stehen. Es gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung.
Aber nicht nur das. Ich bin auch völlig abhängig von einem funktionierenden Finanzsystem. Fällt das aus, riskiere ich Leib und Leben, weil ich mein Überleben nicht sicherstellen kann. Niemand gibt mir Lebensmittel ohne Geld. Wie schnell so ein Absturz gehen kann, sieht man am aktuellen Beispiel Griechenland. Sage keiner, das kann hierzulande nicht passieren. Vor zehn Jahren hätte das in Griechenland auch noch keiner geglaubt. Und die Bedrohungen aus dem Internet nehmen dadurch ja nicht ab. Geniale Hacker sind auch eine ständige Bedrohung des Bankensystems. Und fällt der Strom aus, kann ich mit Bits und Bytes nicht zahlen, wohl aber mit ganz gewöhnlichem Bargeld.
Ein wesentliches Merkmal der Demokratie ist die Wahlfreiheit. Dazu gehört auch, dass ich mich frei entscheiden kann, wie ich einen Zahlungsvorgang durchführe – bar oder unbar. Warum werden beide Arten des Zahlens nicht gleichberechtigt nebeneinander gestellt und mir die Wahl überlassen? Weil es durchsetzungsstarke Interessengruppen gibt. Mit Demokratie und dem Wohl des Bürgers hat das nicht viel zu tun.
Vielleicht sollte man eine neue Petition starten: „Verbietet das Verbieten!“