Reich, reicher, am reichsten

Die Forbes-Liste der Reichsten 2016 ist erschienen, wie in meinem gestrigen Beitrag angekündigt.
Sehr viel aufschlussreicher finde ich aber eine andere der unzähligen Forbes-Listen: die Liste der reichsten Familien in den USA.
Unangefochten auf Platz 1 findet sich seit Jahren die Familie Walton (WalMart) mit einem Vermögen von 149 Milliarden US-Dollar. Weit abgeschlagen folgt die Familie Koch (Koch Industries) mit „nur“ 86 Milliarden US-Dollar, gefolgt von der Familie Mars (Mars, also z.B. Milky Way und Snickers) mit 80 Milliarden US-Dollar. Die Rockefellers – Inbegriff amerikanischen Reichtums – findet man „erst“ auf dem 22. Platz mit einem vergleichsweise „bescheidenen“ Vermögen von 11 Milliarden US-Dollar.
Forbes hat die Liste auf 200 Mitglieder beschränkt, die Insgesamt über sagenhafte 1,3 Billionen US-Dollar an Vermögen verfügen. Ist das nicht märchenhaft in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Wie kann es dann sein, dass 50 Millionen Amerikaner nur mit Hilfe von staatlichen Lebensmittelmarken überleben können?
Und noch etwas erstaunt mich in diesem Zusammenhang. Bereits in einer 2015 veröffentlichen Reichen-Liste zählt Forbes gleich 335 Milliardäre in der Volksrepublik China auf. In China? Das ist doch das Land mit dem sozialistischen, autoritären Einparteiensystem, in dem in guter alter kommunistischer Manier jeder gleich ist. Sollte man meinen, aber es gibt anscheinend Chinesen, die gleicher sind als andere. Da muss man das Wort „gleich“ wohl neu definieren, wenn auf einen Milliardär gleich eine Million Wanderarbeiter kommen. Sollte einem das nicht Angst machen?
Diese weltweit zu beobachtende Entwicklung – einerseits märchenhafter Reichtum einiger weniger, andererseits erbarmungslose Armut unzähliger vieler Menschen, dazwischen eine immer dünner werdende Mittelschicht – muss doch einen Grund haben. Darüber sollten sich verantwortungsbewußte Politiker einmal Gedanken machen, statt in ihren Wahlkreisen inhaltsleere Sonntagsreden zu halten und im Parlament tagelang über Nichtigkeiten wie einen Gleichstellungssprech (Gender Mainstreaming) zu debattieren: „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir können Ihnen in Zukunft leider immer weniger Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und mit zunehmendem Alter werden Sie auch kaum noch etwas zu essen haben. Aber in langen und mühevollen Verhandlungen haben wir es endlich geschafft, daß Sie zukünftig wenigstens gender-politisch korrekt angesprochen werden.“
Das sollte uns Angst machen.

Der Tod einer Währung

So eine Pressemitteilung liest man nicht alle Tage: Dr. J. P. Mangudya, Gouverneur der Reserve Bank Of Zimbabwe, gibt das Scheitern seiner Währung bekannt.
Am Montag, 15. Juni 2015, begann die Demonetisierung des Simbabwe-Dollars. Der Prozess endet am 30. September dieses Jahres. Die Pläne dafür reichen gar zurück bis ins Jahr 2009.

In einer Art Flatrate bringen jetzt bis zu 175 Billionen Simbabwe Dollar (Ausgabe 2008) auf dem Bankkonto gerade mal 5 US-Dollar. Bargeld tauschen die Banken im Verhältnis von 250 Billionen Simbabwe Dollar (Ausgabe 2008) zu einem US-Dollar.

175.000.000.000.000 Simbabwe Dollar – da wird einem schwindelig. Stell dir mal vor, das schleppst du in 1.000-Dollar-Scheinen mit dir rum, weil du zum Bäcker oder Metzger gehst, um Lebensmittel einzukaufen. Wie zahlt man damit? Würde man das Geld in 1.000-Dollar-Scheinen auf den Tisch blättern, bräuchte man dazu bei einem Schein pro Sekunde mehr als 5.500 Jahre. Da wird man wohl eher palettenweise zahlen.

Aber Simbabwe tat, was jede politisch und wirtschaftlich verzweifelte Regierung in so einem Fall machen würde: sie hängte Nullen an die Zahlen auf den Banknoten an. Papier ist ja bekanntlich geduldig. Und damit wurde Simbabwe ein Land der Superlative. Wegen der Hyperinflation in den Jahren 2007 bis 2009 von bis zu 500 Millionen Prozent (!) musste die Zentralbank des Landes ständig neue Geldscheine auf den Markt bringen. Der Höhepunkt im Jahr 2009 war die Einführung eines 100-Billionen-Scheins, um den „Komfort des Publikums“ zu erhöhen. Die Schattenseite: Bettler lehnten manchmal Bargeld ab und nahmen lieber Kaugummi. Kein Scherz.

Und jetzt ist es soweit: Der Simbabwe-Dollar wird beerdigt. Wobei diese Demonetisierung keine Kompensation für die Verluste darstellt, die den Bürgern durch die Hyper-Inflation entstanden sind. Es ist ein Umwechselvorgang. Darauf weist die Nationalbank gezielt hin. Natürlich.

So weit kann es kommen, wenn das Vertrauen der Bevölkerung in die eigene Währung dahin ist. Da sieht man ganz deutlich, dass Papiergeld absolut keine Wertaufbewahrungsfunktion mehr hat. Mene mene tekel, Europa.