Steueroase vor den Toren Europas?

Na, das war ja mal eine frohe Botschaft für Steuervermeider: George Osborne, der britische Finanzminister, will Grossbritannien zu einer Art Steueroase umfunktionieren. Nach dem Brexit soll die Körperschaftssteuer von 20 auf unter 15 Prozent sinken. Er bezeichnet diesen Schritt als den Kernpunkt eines Fünf-Punkte-Plans zur Unterstützung der britischen Wirtschaft. Damit hätte Großbritannien die geringste Unternehmenssteuer innerhalb der großen Volkswirtschaften. Noch vor ein paar Jahren zeigte man voller Abscheu auf Irland, das mit seinen niedrigen Unternehmenssteuern internationale Großkonzerne anlockte und damit anderen Ländern den Stinkefinger zeigte. Viele internationale Konzerne haben seitdem ihre Europazentrale in Irland.
Jetzt bläst Großbritannien zum Angriff. Als Offshore-Zentrum vor der Küste der EU gelegen, könnte die Insel dem Kontinent wirtschaftlich schaden. Eine deregulierte Finanzindustrie und geringere soziale Standards tun ein übriges, viele Unternehmen magisch anzuziehen – darunter durchaus nicht nur zwielichtige Firmen. Denn mehr Gewinne durch niedrigere Kosten macht jeder gern. Das wirkt sich natürlich auch auf Arbeitsplätze in der Europäischen Union aus.
Der Fünf-Punkte-Plan des britischen Finanzministers umfasst deshalb logischerweise auch, neue Investitionen aus China anzulocken, Bankkredite zu unterstützen, die fiskale Glaubwürdigkeit Großbritanniens zu garantieren und in die klassischen Industrieregionen in Nordwestengland zu investieren. Alles in allem ein britannisches Konjunkturprogramm vom Allerfeinsten.
Da zeigt sich, wie weitreichend doch eine Entscheidung über „innere Angelegenheiten“ sein kann. Europa brennt – und, so scheint es, die Brüsseler Elite hat es noch immer nicht begriffen! Ein elitäres, zentralistisches Europa gegen die Seele und die nationale Eigenständigkeit der europäischen Völker zu schaffen, trägt den Keim des Niedergangs bereits in sich.

Der britische Traum wurde wahr

Unterschiedlicher kann ein Traum nicht sein: der Alptraum der Europa-Befürworter ist der Wunschtraum der Europa-Gegner. Beide Träume wurden heute wahr und nichts in Europa ist mehr wie es war. Jetzt müssen wir lernen, mit der neuen Realität umzugehen.
Die Eurokraten haben es nicht verstanden, bei ihrer großen Vision eines in Frieden geeinten Kontinents mitzunehmen. Zuviel Bürokratie, zuviel Einzelinteressen, zuviel Bürgerferne – das musste zwangsläufig irgendwann schiefgehen. Heute war es soweit, die Belastungsgrenze für die Mehrzahl der Briten (52 Prozent) war erreicht. Dieses Europa wollten sie nicht mehr akzeptieren. Die hohe Wahlbeteiligung von 72 Prozent zeigt, dass es für die Bürger der ältesten Demokratie eine Herzensangelegenheit war, ihre Stimme für die ihrer Meinung nach richtige Zukunft des Landes abzugeben.
Das Kapital hat reflexartig reagiert, die Flucht nach vorn angetreten und die Börsen weltweit in den Keller rutschen lassen. Das war bei diesem Wahlergebnis zu erwarten und wir haben uns für den Fall der Fälle bei vielen Aktien mit einer Stopp-Loss-Order abgesichert. Natürlich bleiben die Unternehmen auf unserer Watchlist, denn an den fundamentalen Daten hat sich nur wenig geändert. Der endgültige Ausstieg dauert noch mindestens zwei Jahre und Großbritannien wird in irgendeiner Form auch Handelspartner von Europa bleiben. Die Menschen auf der Insel sind ja nicht wirklich verschwunden und konsumieren weiterhin, auch wenn die Unsicherheit an den Börsen noch eine Zeit lang andauern wird. Größere Ausschläge in den kommenden Monaten sind zu erwarten, zumal die Sommermonate bevorstehen und diese Zeit erfahrungsgemäß von eher dünnem Handel geprägt ist.
Die Finanzmärkte werden sich neu orientieren und viele werden sich diese neuen Kaufgelegenheiten nicht entgehen lassen. Denn Geld ist vorhanden, dafür sorgt schon die Finanzpolitik der EZB. Und wohin sollte das Geld rendite-bringend fliessen? Das Spargeld ist tot, Geldmarktfonds bringen so gut wie nichts, sichere Anleihen haben eine negative Rendite. Was bleibt, sind Aktien und Edelmetalle. Die Anleger werden also ihr Geld etwas stärker in Edelmetallen anlegen und ansonsten wieder an den Aktienmarkt zurückkehren. Die Professionals müssen Geld verdienen, die Privatanleger wollen Geld verdienen. Das geht nur mit soliden Unternehmen mit einem soliden Geschäftsmodell und einer relativ hohen Dividende.
Viel stärker wird sich dieses politische Beben in Brüssel auswirken. Die realitätsfernen Europapolitiker wurden abgewatscht, ihre Vision von Europa bekam tiefe Risse. Eine Reform der Bedingungen, unter denen die verschiedenen Völker in Europa friedlich zusammenleben, ist dringend erforderlich. Hoffentlich haben die Eurokraten jetzt endlich verstanden, dass der europäische Traum keine Sache des Verstandes ist, sondern der Seele.

Bitcoin-Kurs ist derzeit nicht zu halten

Das waren drei verrückte Wochen: von EUR 402,10 pro Bitcoin am 25. Mai stieg der Kurs mit teilweise rasanten Tagessprüngen auf EUR 576,00 am gestrigen Sonntag. Ein weiterer Sprung erfolgte heute auf bereits EUR 620,00 pro Bitcoin. Ein Zugewinn von mehr als 50 Prozent in drei Wochen. Meine Kaufempfehlung vor ein paar Wochen kam genau richtig. Unser Geldanlage in Bitcoin liegt aktuell mit rund 115 Prozent im Plus.
Wie auf dem Chart deutlich zu sehen ist, stieg der Kurs in den letzten drei Wochen sehr steil an. Bei einem solchen Chartbild ist eine gegenläufige Bewegung nicht auszuschliessen, wenn die ersten Bitcoin-Trader beginnen Gewinne mitzunehmen. Wenn diese Bewegung einsetzt und mein System ein Verkaufsignal generiert, werde ich die Hälfte unseres Bestandes (den inzwischen steuerfreien Teil) verkaufen und beim nächsten Kaufsignal dann wieder einsteigen.

Warum der rasante Anstieg? Grund dafür dürfte weniger der drohende Brexit sein, sondern vielmehr die immer noch andauernden geopolitischen Verwerfungen, die sich eintrübende Weltwirtschaft und die allgemeine Unsicherheit an den Finanzmärkten. Zumindest in den letzten Tagen waren verstärkt Käufe aus China (rund 27.500 Bitcoin) und den USA (rund 22.000 Bitcoin) zu beobachten, wie auf der zweiten Abbildung zu sehen ist. Allein gestern gingen innerhalb von nur neun Stunden mehr als 50.000 Bitcoin „über den Ladentisch“, im Gesamtwert von fast 30 Millionen Euro.
Merkwürdig ist: in Russland wurden im gleichen Zeitraum nur 143,1 Bitcoin gekauft, in Europa waren es gerade mal 23,5 Bitcoin. Wissen die Amerikaner und Chinesen mehr als der Rest der Welt? Betrachtet man die einzelnen Transaktionen, dürften die Käufe nicht auf große Kapitalsammelstellen zurückzuführen sein. Die meisten aller Transaktionen lagen im beobachteten Zeitraum zwischen 0,022 BTC und unter 10,0 BTC, sieht man von ein paar „Ausreissern“ mit mehr als 20 BTC mal ab.
Darüber hinaus waren auch ein paar Käufe aus Südafrika (51,0 BTC), Israel (13,2 BTC) und Brasilien (13 BTC) zu beobachten. Wie wird sich der Kurs wohl entwickeln, wenn auch die Geldanleger in den restlichen Ländern dieser Welt beginnen, sich mit Cryptogeld einzudecken?