Skandinavien und die Finanzkrise

Der kleine Crash der vergangenen Tage und Wochen ging auch an den skandinavischen Börsen nicht spurlos vorbei. Auch wenn die Verluste hier bei Weitem nicht so heftig waren wie in China, den USA und Europa. Da zeigt sich wieder mal, dass es manchmal vorteilhaft sein kann, nicht im Brennpunkt des weltweiten Börsengeschehens zu stehen. Solide Börsen, die – noch – nicht im Griff der Spekulanten, Hedgefonds und Hochgeschwindigkeits-Trader sind. Börsen, an denen die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen noch zählt, die dort gelistet sind.
Während der langfristige Aufwärtstrend der skandinavischen Börsen immer noch intakt ist, sind beispielsweise die Emerging Markets fest in der Hand der Zocker. Geld fliesst schnell hinein, Geld fliesst noch schneller wieder ab – der kurzfristige Erfolg ist hier das Mass aller Dinge. Und wenn etwas schief geht, dann gibt es gegenseitige Schuldzuweisungen. Denn schuld ist ja immer der andere.
Und keiner weiss, was überhaupt los ist und wie es weitergehen soll. Das zeigen auch die Schlagzeilen dieser Tage:
„Aktien torkeln in der Todeszone – Was jetzt zu tun ist“
„China gibt USA die Schuld für den Börsencrash“
„China-Sorgen sind übertrieben“
Egal, wir bleiben im Norden Europas, weit weg von den heftigen Turbulenzen. Natürlich sind weitere Schlingerfahrten nicht auszuschliessen. Aber wie auch die Vergangenheit zeigt, sind hier im Norden die Schwankungen nie so heftig wie z.B. in den Emerging Markets. Solidität zahlt sich eben aus.
Morgen bringt der Chart der Woche ein interessantes Unternehmen, das von den Marktverwerfungen kaum berührt wird, weiter steigt und eine Dividende von über fünf Prozent zahlt. Also kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Litecoin Crash?

Binnen Minuten verlor der Litecoin-Kurs über 40 Prozent von seinem heutigen Tageshoch von rund acht Euro. Und das ohne ersichtlichen Grund. In den verschiedenen einschlägigen Foren war schnell die Rede von Verschwörungen, das übliche halt. Aber ich denke, nach einem Anstieg von fast 400 Prozent seit Jahresanfang nehmen einfach viele ihre Gewinne mit, nachdem sich die Lage in Griechenland und in China zu entspannen scheint. Zumal der grosse Bruder Bitcoin überhaupt nicht reagiert hat. Der Litecoin-Kurs hat sich inzwischen über fünf Euro stabilisiert, der Aufwärtstrend im Wochenchart ist noch nicht gefährdet und unsere Position ist weit im Gewinn. Ich warte noch ab und kaufe eventuell bei einem Kurs von unter fünf Euro noch zu.

„Red lights are flashing on the global economy …“

… sagte der britische Premierminister David Cameron in einem Gastbeitrag des englischen The Guardian am gestrigen Montag.
„Six years on from the financial crash that brought the world to its knees, red warning lights are once again flashing on the dashboard of the global economy.“
Also: Sechs Jahre nach dem finanziellen Crash, der die Welt in die Knie zwang, flackern wieder rote Warnlampen auf dem Armaturenbrett der Weltwirschaft.
Er schaut auf die Eurozone, die nach seinen Worten kurz vor einer dritten Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit steht, sinkendem Wachstum und dem realen Risiko fallender Preise. Die britische Wirtschaft hingegen wächst nach seinen Worten.
Na gut, möchte man sagen, die haben ja auch nicht den Euro. Und so weit hergeholt ist das gar nicht. Die starre Gemeinschaftswährung verhindert die einfache und rasche Anpassung der einzelnen Volkswirtschaften innerhalb der Eurozone an die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Der Originalbeitrag kann hier gelesen werden.
David Cameron wirft einen Blick von außen auf die Eurozone. Man kann davon ausgehen, dass ihm zumindest die Scheuklappen der eurogläubigen Politiker fehlen, wenngleich Großbritannien in Europa eingebunden ist.
Europa wird die nächste Weltwirtschaftskrise womöglich nicht verursachen, darunter zu leiden haben wir aber in jedem Fall. Auch dank der Stahlketten einer starren Gemeinschaftswährung, die unabhängige Volkswirtschaften handlungsunfähig machen.
Alle relevanten Zahlen auf dem von Cameron erwähnten Armaturenbrett zeigen keine Besserung, ganz im Gegenteil. Die weltweiten Schulden nehmen unvermindert zu und die Gefahr einer grösseren Korrektur oder gar einer ausgemachten Krise in 2015 scheint realer denn je zuvor.

In diese Szenerie passt es ganz gut, dass der Goldpreis seit 12 Tagen wieder leicht steigt. Das letzte Tief vom 06. November wurde nicht mehr unterschritten. Es gibt Gerüchte im Markt, dass auch die EZB Gold aufkaufen will, um für eine Rückkehr der Schuldenkrise in die Eurozone gerüstet zu sein.
Trotzdem sind die Preiszuwächse eher marginal, bei weitem nicht so hoch wie sie angesichts der weltweiten Krisen sein müssten. Der Verdacht, dass der Goldpreis manipuliert wird, bleibt bestehen. Nur: wie lange kann das noch so weitergehen? Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht.
Ich will ja nicht Recht behalten: aber den Oktober 2015 werde ich wohl mit einem äußerst mulmigen Gefühl verbringen.