Goldene Gebäude – auch das ist Indien

Der Unterschied zum Beitrag vom Dienstag könnte größer nicht sein: ein „goldenes Gebäude“ in Mumbai, Indien. Steht das Gebäude im gleichen Land, von dem mein Freund mit Bildern berichtete, die eine gestörte und zerstörte Umwelt zeigen? Ja, das ist so etwas wie der Unterschied zwischen Arm und Reich. Und der besteht schon seit Jahrtausenden.
Wer kennt sie nicht, die in Saus und Braus lebenden Maharadschas, die auch heute noch in manchen Bollywood-Filmen verherrlicht werden? Es mag sie so gegeben haben, aber sie standen nie für Indien als Ganzes, sondern immer nur für die Ein-Prozent-Oberschicht. Sie hielten den ganzen Reichtum in Händen, das Volk hungerte und lebte in einem engen gesellschaftlichen Rahmen, den das Kastensystem vorgab.
Das Indien des 21. Jahrhunderts scheint sich zumindest teilweise ändern zu wollen. Politische Öffnung, gesellschaftliche Änderungen und wirtschaftlicher Aufschwung sind das Rezept. Ob diese Medizin wirkt?
Investitionen in Indien als Emerging Market sind nach wie vor ein Glücksspiel. Verlässliche Regeln fehlen, Aufsichtsbehörden sind teilweise korrupt, Angaben zu Unternehmen sind mit Vorsicht zu genießen. So mancher Anleger – auch aus meinem Bekanntenkreis – hat Geld mit den „Tigers & Dragons“ verloren.
Indien sollte man aber dennoch auf dem Radar haben – nicht als Investment-Gelegenheit, sondern in seiner Eigenschaft als großer Goldimporteur, -horter und -verbraucher. Allein im Dezember des vergangenen Jahres importierte Indien 105 Tonnen Gold, im gesamten Jahr 2015 waren es mehr als 900 Tonnen. Wie paßt das wohl zur offiziellen Gold-ist-doch-nicht-mehr-das-was-es-mal-war-Einstellung der Banken? Immerhin hat auch die chinesische Zentralbank Gold importiert, als gäbe es morgen keines mehr. Ein Schelm, wer Böses denkt.
Bereits im November vorigen Jahres stellte Shri Narendra Modi, der indische Premierminister, die ersten „indischen“ Goldmünzen einheimischer Prägung vor. Es ist die erste offizielle Münze und Teil der nationalen Gold-Reform im indischen Haushalt. Will Indien Gold gar monetarisieren, also Gold zu offiziellem Zahlungsmittel machen? Gerüchte dazu gibt es zuhauf, auch China soll ja mit dem vielen gehorteten Gold „etwas vorhaben“, so die internationale Gerüchteküche.
Da verwundert es kaum, daß Gold seit Beginn des Jahres – von vielen unbemerkt – bereits rund 12 Prozent zugelegt hat. Die ersten Anleger flüchten in den Sicheren Hafen Gold. Man sollte Gold also wieder auf dem Radar haben.

Wenn jemand eine Reise tut, …

so kann er was erzählen. Das wusste schon der deutsche Dichter Matthias Claudius (1740 – 1815)

Am vergangenen Wochenende erreichte mich eine Mail mit vielen Bildern (das Copyright liegt selbstverständlich bei ihm) von einem Freund, der sich zur Zeit beruflich in Korea aufhält.
Für seinen deutschen Arbeitgeber besuchte er den „Luftkurort Mumbai“ (sarkastischer O-Ton) in Indien, um die wirtschaftlichen Möglichkeiten auszuloten, die der „Hidden Champion“ Indien bieten könnte. Die aktuellen Momentaufnahmen aus Mumbai wirken verstörend. Indien hat nun nicht zwingend mit Skandinavien zu tun, aber zum Einen zeigt sich hier ein brutaler Gegensatz zu den entwickelten Märkten und zum Anderen liefern viele skandinavische Unternehmen nach China und Indien oder lassen dort sogar produzieren. So ganz unpassend erscheint mir daher dieser Beitrag hier nicht. Und vielleicht regt er ja den Einen oder Anderen auch zum Nachdenken an.

Mein Freund schreibt: „Mit rund 20 Mio. Einwohnern zählt diese zu einer der bevölkerungsreichsten und wahrscheinlich auch dreckigsten Städte der Welt. Je näher man der Stadt kommt, desto mehr nimmt auch die Verschmutzung zu. Der Stadtrand ist übersät mit verwaisten Bauruinen.“
Die mitgeschickten Bilder sollte man eigentlich nur aus dem Geschichtsunterricht kennen, in dem vom Beginn des Industriezeitalters in England erzählt wird. War es früher „nur“ der Rauch aus der Kohleverbrennung in den Industriezentren, gibt es heute einen Mix aus Kohleverbrennung und Autoabgasen, in dem man die Sonne nur noch erahnen kann.

„Geschuldet ist diese Entwicklung unserem Konsum und unserer Gesellschaft mit dem unaufhörlichen Streben nach Wirtschaftswachstum, mehr Profit und Macht der Industrie, sowie immer billigeren Produktionsstandorten. Jeder will alles möglichst billig, schnell und einen Platz ganz vorne und oben, wo die Sonne scheint. Geiz ist eben immer noch geil!“, so seine treffende Analyse.
Weiter schreibt er: „Ich traue mich schon fast zu sagen, dass rund achtzig Prozent – wenn nicht sogar noch mehr – der Bevölkerung ohne jegliche Perspektive am Straßenrand im Dreck lebt, sich von den Abfällen anderer ernährt, unaufhaltsam vermehrt und einfach nur auf bessere Zeiten hofft. Jeder will ein Stück vom Kuchen.“ In den sogenannten Emerging Markets und auch in den Frontier Markets ist der Verteilungskampf längst im Gange und auch dort geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander – nur noch viel schneller als in den entwickelten Ländern.

Seiner Meinung nach können wir die Welt nicht mehr retten. Jeder scheint sich selbst der Nächste und die politischen und gesellschaftlichen Umstände in den Entwicklungsländern lassen gar keine andere Möglichkeit zu. „Wir können zwar zuhause Umweltschutz bis ans äußerste perfektionieren und betreiben, dies bringt aber relativ wenig, wenn andere Länder wie China und Indien ihren Wirtschaftsmotor gerade einmal angelassen haben. Abhalten können wir sie leider nicht davon, weiter zu machen wie es bisher läuft! Zu den zahlreichen Fahrzeugen auf den Straßen und der Schwerindustrie kommt noch hinzu, dass jeder seine eigene Müllverbrennung am Straßenrand betreibt und versucht der unaufhaltsamen Flut an Plastik und Müll Herr zu werden, um für sich selbst einen kleinen Lebensraum zu schaffen.“
Da es in Indien nie die Ein-Kind-Politik der Chinesen gab, dürfte Indien bald mehr Einwohner haben als China und damit zum bevölkerungsreichsten Land der Erde werden und mit „dem unaufhaltsamen Wachstum, Verbrauch von kostbaren Ressourcen und Umweltverschmutzung wird das in Zukunft ein Problem für uns alle.“

Hat man erst mal einen Vergleichsmaßstab, sieht man auch das eigene Land mit anderen Augen. „In Europa bzw. Deutschland leben wir auf einer Insel der Glückseeligen. Bedingt durch unsere geografische Lage und unser Klima haben wir die perfekten Lebensbedingungen. Wir haben reichlich Wälder und Natur, einen guten Klimawechsel, wir haben Wasser aus der Leitung, welches wir ohne jegliche Nachbehandlung bedenkenlos trinken können. Wir haben durch harte Arbeit über die letzten Jahrhunderte eine Infrastruktur und Wohlstand geschaffen, welche – wenn wir sie pflegen – uns alle Möglichkeiten bietet. Da weltweit der Lebensraum immer knapper wird und die Lebensbedingungen immer schwieriger werden, haben dies auch bereits andere Länder und Bevölkerungsgruppen erkannt. Wir haben einen großen Fleischtopf, den es zu verteilen gibt. Deutschland ist momentan noch ein relativ sicheres Land. Wir haben eine gute Work-Life Balance, ein Sozialsystem welches normalerweise jeden – wenn er dennoch durch einen Fehltritt im Leben nach unten fällt – auffängt, bevor er hart auf dem Boden aufschlägt. Zudem haben wir ein Gesundheitssystem, welches weltweit führend ist.“
Wir führen also ein Leben, um das uns alle Welt beneidet. Aber gilt deshalb „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“? Natürlich nicht. Es wäre eine globale Aufgabe der Vereinten Nationen, sich um menschenwürdige Lebensbedingungen zu kümmern und Voraussetzung für ein gesundes Wachstum zu schaffen, das dem Ökosystem Erde noch Luft zum Atmen lässt. Die Nach-uns-die-Sintflut-Haltung gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Oder wollen wir in einer Welt leben, die so aussieht wie auf den Bildern zu sehen ist?

Handelsplatz für Gold in Indien geplant

Wie die GATA (Gold Anti-Trust Action Committee) mitteilt, plant eine Münz-Vereinigung in Indien, den ersten Handelsplatz für physisches Gold zu starten. Es ist der Versuch, auf dem zweitgrößten Verbrauchermarkt für Gold für eine gewisse Transparenz zu sorgen.
Zwei Gruppierungen von Goldhändlern und Juwelieren, die in Mumbai ansässigen Indian Bullion und Jewellers Association, führen Gespräche mit Vertretern der Wirtschaft über die Einführung der Börse im kommenden Jahr. Geplant sind zwei bis drei Auslieferungslager für Gold (und Silber).
Im vergangenen Monat hatte sich Indien entschlossen, Gold zu monetarisieren, um dem allseits beliebten Horten des Edelmetalls vorzubeugen und die Importe zu reduzieren, die für einen Grossteil des Handelsdefizits verantwortlich sind.
Man darf nicht vergessen, dass die Inder schon immer ein besonderes Verhältnis zu Gold hatten. Das zeigen die Herrscher-Paläste und der Brauch, in der sog. Hochzeits-Saison viel Geld für Gold auszugeben.
Ein zweckbestimmter und geregelter Gold-Handel könnte in Indien zu Standard-Goldpreisen führen. Die dadurch hergestellte Transparenz erleichtert grössere finanzielle Transaktionen und könnte zu grösserer Nachfrage nach Gold führen. Das dürfte sich nicht unerheblich auf den Goldpreis auswirken.