Info 01.02.2018 Norwegen

Norwegen und Deutschland haben vieles gemeinsam: beide Länder hatten zu Beginn des Jahres noch keine Regierungen gebildet, obwohl die Wahlen schon im September stattfanden. Die Inflationsrate liegt aktuell bei unter zwei Prozent, das BIP Wachstum bei zwei Prozent bzw. knapp darüber, die Arbeitslosenquote bei 4,3% bzw. 5,3%. In der dritten Januar-Woche hat Norwegen nun seine Regierung gebildet, in Deutschland wird es wohl noch etwas dauern. Dennoch: die bereits in 2017 politisch und wirtschaflich sehr enge bilaterale Zusammenarbeit dürfte sich in diesem Jahr wohl fortsetzen.

Die vier regionalen Gesundheitsbehörden Helse Sør-Ost, Helse Vest, Helse Midt-Norge und Helse Nord wollen viel Geld in das staatliche Gesundheitssystem stecken. Mehrere Krankenhäuser sollen neu gebaut bzw. modernisiert werden, darunter ist der Ausbau der Uni-Klinik Oslo mit rund zwei Milliarden Euro das größte Projekt. Viele Milliarden Euro gehen auch in Beschaffungsmaßnahmen für Medizintechnik und Informationstechnik. Das bietet nicht nur für deutsche Firmen gute Chancen als Zulieferer, sondern eröffnet möglicherweise auch direkte Anlagemöglichkeiten in skandinavische Zulieferer.

Arbeitslosigkeit unter der Mitternachtssonne

Die aktuellen Meldungen der Deutsch-Norwegischen Handelskammer sind eindeutig: Der Erdölproduzent Norwegen bekommt den Verfall des Ölpreises zu spüren und meldet die höchste Arbeitslosigkeit seit zehn Jahren. Von Mai bis Juli sei sie auf 4,5 Prozent gestiegen nach 4,3 Prozent im Zeitraum April bis Juni, teilte die Statistikbehörde am Mittwoch mit. „Die norwegische Wirtschaft steckt nicht in der Krise“, sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg. „Aber wir stehen vor Herausforderungen, und sie sind größer als wir sie zuletzt gesehen haben.“ Es herrschten unruhige Zeiten. „Die norwegische Wirtschaft ist davon und vom Verfall des Ölpreises betroffen.“
Der Preis für die Nordseesorte Brent ist von mehr als 100 Dollar je Barrel (rund 159 Liter) Mitte vergangenen Jahres auf aktuell rund 43 Dollar abgestürzt. Im selben Zeitraum gingen in Norwegen die Investitionen zurück, und die Arbeitslosigkeit schnellte um mehr als ein Drittel nach oben. Die Zentralbank hat in den vergangenen neun Monaten zwei Mal den Zinssatz gesenkt und erklärt, es bestehe eine Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent für eine abermalige Zinssenkung im September.
Der Kurs der norwegischen Krone gab nach dem überraschenden Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Euro nach. Ministerpräsidentin Solberg mahnte, der positive Effekt der Kronen-Schwäche dürfe nicht unterschlagen werden. Immerhin profitierten davon der Tourismus und die Exporte jenseits der Ölindustrie. Ohnehin gilt Norwegen bei ausländischen Gästen wegen der bisher sehr starken Währung als überdurchschnittlich teuer.
Das mag sein, leider hat diese Schwäche der norwegischen Krone auch einen – wenn auch geringen – Wertverlust für unser NOK-Depot zur Folge.
Jetzt beginnt die Zeit der Polarlichter in der Region um den Nordpol. Diese faszinierenden Nordlichter können bis März bewundert werden. Das wird die Patienten des neuen Krankenhauses freuen, das innerhalb des nächsten Jahres hier in der Region um Kirkenes, am Rande der Barentssee, entstehen soll. Die Stadt am nordöstlichen Ende von Norwegen liegt am sog. Dreiländereck mit Finnland und Russland. Hier dauert die Polarnacht fast zwei Monate und die Mitternachtssonne scheint ganze zweieinhalb Monate lang. Der Krankenhaus-Neubau „Nye Kirkenes Sykehus“ wurde von einem norwegischen Architekturbüro geplant und wird von einem deutschen Fertighaus-Hersteller in Modulbautechnologie gebaut.