Schweden: Lichtblick für Pharma-Industrie

  Die schwedische Pharma-Industrie hatte es nicht leicht. Sie musste Rückschläge in Forschung und Entwicklung hinnehmen, Patentabläufe umsatzstarker Präparate verkraften und der wachsenden Konkurrenz der Generika-Hersteller begegnen. Wen wundert’s, dass das Geschäft der Branche in den letzten Jahren eher so vor sich hin dümpelte.
Aber die Zeiten ändern sich. Die Zahl der durch die staatlichen Behörden zugelassenen Medikamente nimmt zu und die Investitionen in die klinische Forschung steigen. Waren die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren rückläufig, investieren die Konzerne in Schweden wieder stärker.
Auf dem Gelände des Stockholmer Karolinska-Instituts entsteht gerade ein gewaltiger Campus für Biowissenschaften (Stockholm Life). Die dänische Regierung will bis zum Jahr 2025 hier insgesamt 65 Mrd. SEK investieren. Durch die geplante enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Gesundheitswesen und Unternehmen erhoffen sich alle Beteiligten umfassende Synergien.
Aber man tut noch mehr: Für Forschung und Innovation im Gesundheitswesen stellt die staatliche Forschungsbehörde Vinnova bis Juni 2016 insgesamt 22 Mio. SEK bereit. Die Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung u.a. mit dem strategischen Innovationsprogrammen Swelife.
Insgesamt entwickeln sich die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung der Pharma-Konzerne in Schweden eher rückläufig. Ebenso nimmt die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich ab. Nachdem sich aber kein Pharma-Unternehmen leisten kann, auf die Entwicklung neuer Präparate zu verzichten, dürften Forschung und Entwicklung eher in anderen (billigeren) Ländern stattfinden. Damit entstehen aber auch die entsprechenden Arbeitsplätze in Indien oder wohin auch immer das dann gemacht wird.
Für die international agierenden Pharma-Riesen ist das ja kein Problem, namhafte eigene Pharma-Unternehmen hat Schweden kaum. Dafür aber sind sie umso rühriger und sehr spezialisiert. Wer sich hier engagieren möchte, sollte sich mal Swedish Orphan Biovitrum AB (ISIN SE0000872095, geringer Handel an deutschen Börsen) ansehen oder Active Biotech AB (ISIN SE0001137985, geringer Handel an deutschen Börsen).
In Schweden ist aber auch eine der führenden pharmazeutischen Unternehmensgruppen ansässig: Meda AB (ISIN SE0000221723). Die aktuelle Dividende 2015e beträgt 2,2% und das KGV liegt bei 31,5 – für ein forschendes Pharma-Unternehmen nicht zu hoch. Leider gibt es an deutschen Börsen auch nur einen geringen Handel mit entsprechenden Spreads. Dennoch werde ich mich in einem der nächsten Wochencharts mit Meda AB beschäftigen.

 

Das Geschäft mit den Senioren

  Menschen in aller Welt leben heute länger als noch vor 100 Jahren. Dieses globale Anwachsen der älteren Bevölkerung führt zu einer stetig anschwellenden Nachfrage nach Arzneien und Medikamenten aller Art.
Innerhalb der nächsten Jahrzehnte wird die Welt-Bevölkerung im Durchschnitt älter sein als jemals zuvor in der Geschichte. Bis zum Jahr 2030 wird ein Viertel der europäischen Bevölkerung über 65 Jahre alt sein, in Brasilien wird sich die Anzahl der Senioren verdreifachen, in Japan wächst der Anteil auf über ein Drittel an. In China werden schätzungsweise 350 Millionen Menschen über 60 Jahre alt sein, das ist ungefähr soviel wie die Gesamtbevölkerung der USA. Dort werden dann rund 90 Millionen Senioren leben.
Analysten der pharmazeutischen Industrie schätzten kürzlich den globalen Branchen-Umsatz im Jahr 2020 auf über eine Billion US-Dollar (750 Mrd. US-Dollar in 2014). Ein gewaltiger Markt-Kuchen, von dem sich jeder Global Player ein möglichst grosses Stück abschneiden will.
Die meistverkauften Arzneien und Medikamente werden der Behandlung von chronischen Leiden (z.B. Diabetes) dienen und von Alterskrankheiten wie beispielsweise Demenz, Krebs und Herzkrankheiten.
Wie können wir als Anleger daraus Nutzen ziehen?
Die grossen international agierenden Pharma-Konzerne wie z.B. Roche, Gilead Sciences und Pfizer kennt wohl jeder Investor. Diese Dickschiffe werden sich auch in Zukunft behaupten und kontinuierlich ihr Geschäft ausbauen und – wenn auch langsam – wachsen. Aber es gibt wachstumsstärkere Unternehmen in Skandinavien, hier in Dänemark, auf die wir setzen können. Ein paar Beispiele:
Genmab A/S (DK0010272202) hat sich spezialisiert auf Forschung und Entwicklung von humanen und therapeutischen Antikörpern für die Behandlung von Krebs, Infektionskrankheiten und rheumatischer Arthritis.
Novo Nordisk B A/S (DK0060534915) ist eines der Unternehmen, die von dieser Entwicklung profitieren. Mit dem Geschäftsfeld Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Medizinprodukten zur Diabetes-Behandlung ist der Konzern Weltmarktführer.
Zealand Pharma Aktieselskabet (DK0060257814) entwickelt und fertigt Arzneien und Wirkstoffe auf Basis von Peptiden, das sind aus Aminosäuren aufgebaute Moleküle. Die therapeutischen Anwendungsgebiete sind Krankheiten von Körper, Herz und Magen.
Mit diesem Thema werde ich mich auch noch gesondert beschäftigen und zu Firmen recherchieren, die in Norwegen und Schweden in diesem Sektor tätig sind.