Die Ergebnisse der Jugendstudie 2015 des Deutschen Bankenverbandes lassen kaum Zweifel: nur 34 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 24 Jahren interessiert sich stark oder sehr stark für wirtschaftliche Themen. Das Gute daran: 2012 waren nur 22 Prozent der Befragten an Wirtschaftsthemen interessiert. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, erklärt das so: „Damals haben wir deutlich die Folgen der Finanzmarktkrise gespürt. Die komplexen und für viele nur schwer verständlichen Negativthemen hatten viele Jugendliche eher abgeschreckt, sich mit ökonomischen Fragen und Finanzthemen zu befassen.“ So gesehen, also immerhin eine Steigerung um 50 Prozent gegenüber 2012. Die Fragen der Jugendstudie wollten die Kenntnisse der Befragten umfassend klären: Wie ausgeprägt ist das Interesse junger Menschen an Wirtschaft und Finanzen? Wie gut sind ihre ökonomischen Kenntnisse, und was halten sie von einem Schulfach Wirtschaft? Wie gehen Jugendliche und junge Erwachsene mit Geld um? Wie sehen ihre Finanzplanung, ihr Sparverhalten und ihre Online-Nutzung aus? Dabei kam heraus, dass das ökonomische Wissen der Zielgruppe immer noch bedenkliche Lücken aufweist, auch wenn sich deren Kenntnisse um wirtschaftliche Dinge erheblich verbessert haben. Ein auf sieben Wissensfragen basierender Index des Bankenverbandes zeigte, dass 39 Prozent der jungen Befragten auf diesem Feld nur schlechte oder sehr schlechte Kenntnisse haben. Michael Kemmer findet es in diesem Zusammenhang richtig und wichtig, dass sich die grosse Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch selbst mehr Wirtschaft in der Schule (81 Prozent) und auch ein eigenes Schulfach Wirtschaft (73 Prozent) wünscht. Kemmer bedauert das: „Der Bankenverband setzt sich seit fast 30 Jahren für ein solches Fach ein. In einigen Bundesländern gibt es zwar Schritte in die richtige Richtung, aber die bundesweite Einführung eines verpflichtenden Schulfachs ist leider noch immer nicht in Sicht.“ Dem kann ich mich vorbehaltlos anschliessen, auch wenn der Bankenverband daran natürlich auch ein ureigenes Interesse haben dürfte. Denn wie sollen junge Menschen als mündige Verbraucher ihre finanziellen Entscheidungen treffen können, wenn sie nicht Bescheid wissen? Dabei ist klar: wirtschaftliches Wissen gewinnt in Zukunft immer mehr an Bedeutung. Denn nur wer die wirtschaftlichen Vorgänge auf der Welt und in seinem Alltag um sich herum versteht, kann sein Leben eigenverantwortlich gestalten und für sich sinnvolle Konsum- und Anlageentscheidungen treffen. Das Verblüffende aber ist, dass die Studie des Bankenverbandes zur Finanzkultur und dem Finanzverhalten der jungen Generation auch folgendes ergeben hat: Jugendliche kümmern sich gern um ihr Geld, wenn auch eher spontan und unregelmässig. Zwei Drittel der jungen Leute (65 Prozent) gaben sogar an, dass es ihnen Spass mache, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen. Woran liegt’s also, wenn es an den jungen Leuten selbst nicht zu liegen scheint? Am Elternhaus? Oder doch an der Schule? Vielleicht sollten die Kultusminister jetzt mal ernsthaft daran gehen, da etwas zu ändern. Und dafür eher unsinnige Experimente und Neugestaltungen sein lassen. Wirtschaft geht alle an und je früher man damit in Berührung kommt, desto souveräner kann man später damit umgehen und richtige Entscheidungen treffen. Aber – und das sage ich nicht nur mit einem Augenzwinkern – vielleicht hat die Politik ja absolut kein Interesse an wirtschaftlich aufgeklärten Bürgern? Weil dann eher fragwürdige finanz- und wirtschaftspolitische Entscheidungen nicht mehr so einfach in Gesetze gegossen werden könnten. |