Nachbörslich steht uns eine Entscheidung mit noch unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft ins Haus. Um 20 Uhr Mitteleuropäischer Zeit wird die FED in New York mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Erhöhung des US-Leitzinses verkünden. Nach offiziell guten Arbeitslosen- und Konjunktur-Daten findet es die US-Notenbank an der Zeit, die Zinsen wieder etwas anzuheben.
Erwartet wird lediglich ein kleiner Schritt, man erwartet eine Erhöhung um 0,25 Prozent. Sollte es da keine Überraschung geben, dürften sich die Auswirkungen auf den Markt in Grenzen halten. Von spekulativen Investments im Vorfeld sollte man aber absehen, denn die FED war schon immer für Überraschungen gut. Allerdings erwarte ich schon, dass im Falle der erwarteten Erhöhung die Kurse an den Börsen steigen werden. Denn die von Investoren wie das Weihwasser vom Teufel gefürchtete Unsicherheit ist – endlich – aus dem Markt.
Ich bleibe auf seiten der Bullen, denn gerade qualitativ hochwertige Aktien aus Skandinavien, Europa und den USA dürften in den nächsten Monaten zulegen. Eine ideale Gelegenheit, das eigene Depot zu bereinigen und qualitativ neu auszurichten.
Schlagwort: Zinserhöhung
Papier und Zinsversprechen oder doch lieber Gold?
Ende letzter Woche fiel Gold auf den tiefsten Preis (in USD) seit fünf Jahren. Zuletzt kostete das Edelmetall Ende 2009 etwa so viel wie jetzt.
Da fragen sich viele, jetzt zu kaufen oder auf noch niedrigere Kurse zu warten. Denn niemand weiss, ob die 1.080-Dollar-Marke, die sich Mitte des Jahres als solide Unterstützung erwies, auch weiterhin halten wird.
Klar ist, dass der Goldpreis derzeit sehr eng mit den den Zinsentscheidungen der FED zusammenhängt. Im Sommer redeten alle von einer von einer ersten Zinserhöhung im September. Als sich abzeichnete, dass daraus nichts wird, legte der Goldpreis heftig zu.
Nach den aktuellen US-Statistiken wird es sehr wahrscheinlich, dass die FED noch in diesem Jahr die Zinsen erhöhen wird. Und siehe da, der Goldpreis beginnt wieder zu fallen. Es gibt da momentan also einen sehr engen Zusammenhang, der Goldpreis hat sich von Angebot und Nachfrage abgekoppelt. Denn Notenbanken, die Schmuckindustrie (mehr als die Hälfte der weltweiten Nachfrage) und Anleger kaufen nach wie vor Gold in rauen Mengen, wie ein Blick auf die Statistiken des World Gold Council zeigt. Demzufolge stieg die globale Nachfrage im dritten Quartal um 14 Prozent, investiert wurde 27 Prozent mehr als im Vorjahresquartal, die Schmuckindustrie bezog sechs Prozent mehr. Die Notenbanken kauften den 19. Monat in Folge netto zu. Allein die gesamten Käufe in China und Indien machen fast die Hälfte des weltweiten Geschäfts aus. Und das wird sich auf absehbare Zeit wahrscheinlich nicht ändern.
Da stellen sich mir ein paar naheliegende Fragen: Werfe ich mein Geld lieber der US-Regierung in den Rachen oder kaufe ich mir Gold? Machen 0,25 Prozent wirklich so viel aus, dass ich die Werthaltigkeit beider Geldanlagen total ausblende? Lasse ich mein Geld auf dem Sparkonto bei nach wie vor historisch niedrigen Zinsen oder kaufe ich lieber Gold?
Weltweit kaufen Notenbanken wieder Gold, weil das die Basis ihres nationalen Schatzes ist. Gold wird auch wieder zurückgeholt aus den Lägern in aller Welt, um es zuhause in eigenen Tresoren zu lagern. Große Investmentbanken werden ihr „Papiergold“ in Form von Zertifikaten auf den Markt und kaufen im Gegenzug physisches Gold, um es zu bunkern.
Ich denke, es findet derzeit ein Umdenken in den Köpfen statt, unabhängig von den psychologischen Gründen der aktuellen Goldpreis-Entwicklung. Niedrige Preise werden für einen günstigen Einstieg genutzt.
Gold wird wieder wertvoller, wenn auch zunächst nur in den Köpfen der Entscheider. Aber diese Erkenntnis wird Otto-Normal-Anleger schneller erreichen als man denkt. Wir bleiben in Gold – und Edelmetallen allgemein – investiert und werden im kommenden Jahr den Depotanteil aufstocken. Staatsanleihen kaufen wir definitiv nicht.
Bank Of America empfiehlt Gold – wie bitte?
Kaum zu glauben: Die Bank Of America (BoA) sieht laut Bloomberg die Finanzmärkte im Zwielicht und empfiehlt Bargeld und Gold.
Was steckt dahinter? Gerade wenn Banken eine derartige Empfehlung herausgeben, ist man gut beraten, erst einmal misstrauisch zu sein. Warum machen die das wohl? Weil sie unser Wohl im Auge haben? Weil sie unser Vermögen schützen wollen? Wohl kaum. Eine Bank – noch dazu eine international tätige Investmentbank – hat heutzutage nur ihr eigenes Wohl im Auge.
Die Bank warnt vor Marktturbulenzen in der geldpolitischen Übergangsphase zwischen Nullzins und ein bisschen Zins. Darüber wird Mitte Dezember von der Federal Reserve entschieden.
Nach den letzten Statistiken zum US-Arbeitsmarkt ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass erstmals seit Jahren wieder eine – wenn auch winzige – Zinserhöhung kommen wird. Hat die Nullzins-Politik zu einem rasanten Aufschwung des Aktienmarktes geführt, fürchten viele Analysten jetzt das genaue Gegenteil. Dabei ist doch der Grund dafür genauso wichtig, wie die Tatsache einer Erhöhung an sich. Arbeitsmarkt und Konsum entwickeln sich – angeblich – prächtig. Das sollte doch optimistisch stimmen. Aber Investoren und Spekulanten denken anders. Deshalb ist die bestehende Melange aus extremer Liquidität, zu erwartenden Profiten und technischen Reaktionen nicht ungefährlich.
Oberflächlich gesehen ist die Begründung schlüssig. Dazu kommen, so die BoA, zwei auffällige Entwicklungen: die Investoren äusserten sich zwar optimistisch, hielten aber hohe Geldbestände und warten ab. Sie ziehen Gelder aus Aktienfonds ab, während die US-Aktienkurse sich auf Rekordhöhe befinden.
Bargeld vorzuhalten, um nach einem Einbruch auf tieferem Niveau wieder einzukaufen, macht durchaus Sinn. Aber warum Gold? In den Augen von Investoren bringt Gold keine Zinsen, während aber doch gleichzeitig eine Zinserhöhung in den USA erwartet wird, also eigentlich schlecht für Gold. Und Gold wurde in den letzten Monaten und Jahren immer weniger Wert (siehe Chart). Warum also Gold?
Vielleicht hat es damit zu tun, dass sich in den letzten Monaten die Banken das Gold schlechtgeredet und verteufelt, gleichzeitig aber ihre eigenen Goldbestände erhöht haben? Ein Blick in die Bücher der COMEX zeigt, dass die Banken die letzten Monate genutzt haben, um ihr Papiergold und -silber (ETFs, Zertifikate, etc.) verkauft und dafür physisches Gold und Silber gekauft haben – linke Tasche, rechte Tasche. Der Preis hat sich trotz höherer Nachfrage nach physischem Gold nicht erhöht, weil gleichzeitig Papiergold verkauft wurde. Ein geradezu klassisches Beispiel für eine Flucht aus dem schlechten Geld in das gute Geld. Jetzt sitzt man auf hohen Goldbeständen und wartet in aller Ruhe steigende Preise ab. Oder versucht, die Sache zu beschleunigen.
Wie auch immer. Die Zeiten werden turbulenter und man sollte sehr aufmerksam und vorsichtig sein. Bargeld und Gold sind so schlechte Möglichkeiten nicht, eventuelle Krisen zu überstehen – unabhängig davon, dass möglicherweise ein ganz anderer Grund hinter dieser Bankempfehlung steckt. Allerdings würde ich den Rat noch um etwas ergänzen: Cryptogeld.